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Bundeswehr im Tatort: Lasst Soldaten auch mal die Guten sein

Von Christian Weber, Vorsitzender Liberale Soldaten und Veteranen e.V.

Die Bundeswehr als abgeriegelte Heimstätte toxischer Männlichkeit in Flecktarn. Die Story des neuen Odenthal-Tatort mit dem Titel „Das Verhör“ knüpft nahtlos an die Bundeswehrklischees an, die fest in den Drehbüchern der Tatort-Autoren etabliert sind. Ist es in diesem Film ein Bundeswehrhauptmann, der als notorischer Frauenhasser auch nicht vor Mord zurückzuschrecken scheint, waren es in den vergangenen Bundeswehrtatorten zumeist Veteranen der Auslandseinsätze, die als PTBS-versehrte Amokläufer und Gewalttäter inszeniert wurden.

Es lassen sich mittlerweile 15 Tatort-Folgen recherchieren, in denen Bundeswehrsoldaten in dieser Form und überwiegend negativ dargestellt werden. Gespickt wird diese Handlung meist mit dubiosen Rüstungsfirmen, die Versuche an Soldaten durchführen und einer Bundeswehrorganisation, die ihre Angehörigen im Stich lässt.

Zweifelsohne handelt es sich hierbei um fiktive Formate und Drehbuchautoren muss eine künstlerische Freiheit zugestanden werden. Gleichzeitig erhebt der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk den Anspruch, einen „objektiven Überblick über das Weltgeschehen sowie ein umfassendes Bild der deutschen Wirklichkeit“ zu vermitteln. Eine gewisse Ausgewogenheit sollte folglich auch in den fiktiven Formaten erkennbar sein.

Auch über den Tatort hinaus bedienen sich die Fernsehfilme von ARD und ZDF hinsichtlich der Darstellung von Bundeswehrsoldaten ähnlichen Narrativen.

So richtig und wichtig es ist, über die negativen Folgen der Auslandseinsätze der Bundeswehr zu berichten. Eine Beschränkung auf diese führt zu einer verzerrten Wahrnehmung in der Öffentlichkeit. 

Wissenschaftliche Studien zeigen, dass die überwiegende Mehrheit der Soldaten ohne Schädigungen oder sogar mit positiven Erfahrungen aus den Einsätzen zurückkehrt.

Insgesamt sind laut Bundeswehr ca. 13.000 Soldaten in unterschiedlichen Ausprägungen an einer PTBS erkrankt. Diese Fälle verdienen sowohl öffentliche Aufmerksamkeit als auch Unterstützung. Die Bundeswehr hat hierzu ein beachtliches Netzwerk der Hilfe aufgebaut. Eine mediale Darstellung dieser Personengruppe als potenzielle Gewalttäter schadet dieser Gruppe jedoch zusätzlich und trägt zu ihrer Stigmatisierung bei. Es wäre wünschenswert, wenn bei über 400.000 Einsatzveteranen auch den 97 Prozent der Soldaten, die ohne Schädigung aus den Einsätzen zurückkehren, Beachtung geschenkt würde.

Stattdessen befördert die einseitige Darstellung im Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk Vorbehalte und Stereotypen gegenüber einer Bevölkerungsgruppe, die einen zentralen Beitrag für die Sicherheit unseres Gemeinwesens leistet. Gerade in Zeiten des Ukraine-Krieges wäre es wünschenswert das Vertrauen in die Bundeswehr als Institution einer wehrhaften Demokratie zu fördern und nicht zusätzlich zu beschädigen.  

ARD und ZDF sollten sich ihrer Verantwortung bewusst werden. Wie wäre es denn statt den hundertsten Krimi mit einer Serie über die Bundeswehr, in der Soldaten auch einmal die „Guten“ sein dürfen?


Bundeswehr im Film bei ARD und ZDF:

Tatort „Abschaum“ (2004):

Harald, einer der Behinderten, wird verhaftet, als sich herausstellt, dass er keineswegs so harmlos ist, wie er auf den ersten Blick wirkt, dass er bis zu einer schweren Kopfverletzung Offizier einer Sondereinheit der Bundeswehr (KSK) war, also durchaus zu körperlicher Gewalt fähig. Der Verdacht gegen ihn verstärkt sich vor allem, da er beharrlich schweigt.

Tatort „Der Tote im Nachtzug“ (2011)

„Von Elsa Lange erfahren die Ermittler, dass ihr Ehemann früher Sanitäter bei der Bundeswehr und in Afghanistan stationiert war, aber vor drei Jahren wegen illegalen Medikamentenhandels unehrenhaft entlassen wurde.“

 Tatort „Heimatfront“ (2011):

Da die Performance sich zudem kritisch mit dem Engagement der Bundeswehr in Afghanistan auseinandersetzte, fällt der Verdacht bald auf eine Gruppe von vier traumatisierten Soldaten. Ein deutliches Indiz sind Videos von deren Therapiesitzungen, die die Künstlerin für ihre Performance benutzt hat. Somit hat jeder der vier ein Motiv. Trotzdem gestalten sich die Ermittlungen schwierig, weil die Soldaten eine starke Kameradschaft bilden und sich gegenseitig Alibis geben

Tatort „Fette Hunde“ (2012)

„Offensichtlich hat der Einsatz am Hindukusch bei dem sonst so lebenslustigen Familienvater aber tiefe Spuren hinterlassen. Bei seinen Kameraden Thomas Klages und Matthias Jahn scheint er sich sicherer zu fühlen als im Kreis seiner Familie“

Polizeiruf 110: „Zapfenstreich“ (2010)

Steiger bekommt immer mehr Zweifel, ob dieser Beruf bei der Polizei der richtige für sie ist. Sie war vor der Gewalt aus der Bundeswehr geflohen und muss erkennen, dass sich für sie trotzdem nicht viel geändert hat. Kurzerhand kündigt sie ihre Polizeikarriere auf und geht.

Tatort „Bausünden“ (2017)

Während seiner Vernehmung entzieht sich der kriegstraumatisierte Lars Baumann (Hanno Koffler) den Kommissaren durch einen Hechtsprung aus dem Auto. Früher war er bei der KSK.

Tatort „Krieg im Kopf“ (2020)

Lindholm gelingt es am Ende, zu beweisen, dass die neuen Helme im Praxistest versagt hatten und es in Mali zu einer folgenschweren Panne kam:Eine Soldatin erschoss ihre eigenen Kameraden unter dem Einfluss der Hirnstimulation. Das wollte der MAD vertuschen und propagierte einen angeblichen Hinterhalt. Dafür opferte er skrupellos die eigenen Soldaten und verfolgte die überlebenden Zeugen, bis sie sich selbst umbrachten.

Bella Block „Die schönste Nacht des Lebens“ (2015)

Bella Block will sich ein genaues Bild von den Todesumständen machen und begibt sich auf das Segelschulschiff, auf dem Mühlstadt gedient hatte. Dort steht sie allerdings einer Mauer des Schweigens gegenüber. Die fünf Kadetten, die den Abend mit Mühlstedt gefeiert hatten, geben an, alle zu betrunken gewesen zu sein, um sich an Details zu erinnern. Auch die Obrigkeit der Marineleitung blockt weiter ab und zeigt offenkundig, dass sie kein Interesse daran hat, den „unglücklichen Unfall“ gänzlich aufzuklären.

ARD Film „Auslandseinsatz“ (2012)

Er spielt vor dem Hintergrund der deutschen Beteiligung am Krieg in Afghanistan. Drei junge Soldaten, gespielt von Max Riemelt, Hanno Koffler und Omar El-Saeidi, verstricken sich trotz ihrer Bemühungen, nur humanitäre Hilfe leisten zu wollen, immer tiefer in tödliche Konflikte zwischen der afghanischen Bevölkerung, den Taliban und der US-Army.

ARD Film „Krieg“ (2017):

Der Auslandseinsatz des Sohnes ist der Beginn einer zermürbenden Zeit für Arnold und Karen. Und in der Tat ereilt das Ehepaar eines Tages die Nachricht, dass ihr Sohn gefallen ist.

ARD Film „Eine mörderische Entscheidung“ (2013)

Eine mörderische Entscheidung ist ein deutsches Fernseh-Doku-Drama aus dem Jahr 2013 unter der Regie von Raymond Ley. Ley schrieb zusammen mit seiner Frau Hannah auch das Drehbuch zum Film. Thematisiert wird der Luftangriff bei Kundus, dem mehr als hundert Menschen zum Opfer fielen.

ARD Film „Nacht vor Augen“ (2008)

Nacht vor Augen ist ein deutscher Spielfilm aus dem Jahr 2008. Er behandelt die fiktive Geschichte eines jungen Bundeswehrsoldaten, der traumatisiert aus einem Afghanistan-Einsatz in sein Heimatdorf zurückkehrt und sich im Zivilleben nicht mehr zurechtfindet.

ZDF Film „Kongo“ (2010)

Im Laufe ihrer Nachforschungen findet Nicole ein Video auf dem Handy des toten Soldaten, auf dem zu sehen ist, wie ein einheimisches Kind durch eine Gewehrkugel eines deutschen Soldaten, welche ihm von vorne ins Gesicht geschossen wird, ums Leben kommt.

SWR „Willkommen zu Hause“ (2008)

Ist ein deutscher Fernsehfilm aus dem Jahr 2008. Das vom SWR produzierte Filmdrama erzählt anhand eines Einzelschicksals von den negativen Folgen des deutschen ISAF-Einsatzes in Afghanistan.

ZDF: Senta Berger: Unter Verdacht (2018)

Soldaten erproben bei einem Manöver eine neue Munition. Dabei läuft ein junger Kamerad plötzlich mitten ins Feuer und wird lebensgefährlich verletzt. Die Bundeswehr spricht von einem tragischen Unfall, doch sein Vater mag nicht daran glauben

ZDF: Neben der Spur – Dein Wille geschehe (2019)

Joe erreicht, dass weiter ermittelt wird. Die Spur führt zunächst zum ehemaligen Afghanistan-Soldaten Patrick Friesner, der unter einer schweren posttraumatischen Belastungsstörung leidet, und dessen einstigen Kameraden Gedeon Tauber. Doch der Verdacht erhärtet sich nicht. 

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